Partnerschaft

Generation Beziehungsunfähig

Die Generation Y. Selbstgefällig, egoistisch, immer auf der Jagd nach der Selbstoptimierung, die dann auch stolz auf Insta inszeniert wird, und: beziehungsunfähig.

Bei Tinder von einem zum anderen Match, beim kleinsten Problem in der Beziehung aufgeben und sich bloß auf nichts wirklich einlassen. Generation Beziehungsunfähig eben. Soweit das Klischee (laut Buch von Michael Nast, der den Titel Generation Beziehungsunfähig vergeben hat). Aber stimmt das denn auch?

Was ist dran an der Generation Beziehungsunfähig?

Laut der Shell-Jugendstudie eben nichts. Wenn man der Studie glaubt, dann sind die Jugendlichen und jungen Menschen von heute eher schon spießig und sehr bodenständig. Werte wie Familie, lange Freundschaften und ein fester Partner stehen weit oben. Wie passt das jetzt zusammen?

FOMO und hohe Ansprüche

Scheinbar möchte die Generation Beziehungsunfähig zwar lange Beziehungen, sie scheitert aber daran, das hinzukriegen. Zum einen steht da FOMO im Weg. Nicht zu verwechseln mit YOLO, kommt aber aus einer ähnlichen Richtung.

FOMO steht für Fear of missing out. Die Angst, etwas zu verpassen. Tinder und andere Apps bieten ja so viele Möglichkeiten – wenn ich nicht möglichst viel ausprobiere, verpasse ich ja vielleicht etwas! Denn Ihr wisst schon, YOLO. Man will ja sein einziges Leben nicht mit dem falschen Partner vergeuden.

Haben denn tatsächlich alle so hohe Ansprüche an ihre Partner? Eher an die Beziehung generell. Die darf natürlich in Zeiten ständiger Selbstoptimierung auch nichts anderes als der Superlativ der Liebe sein. Das Projekt Ich steht in der Rangliste weit oben, und zu einem idealen Ich gehört auch die ideale Partnerschaft.

Alle tollen Seiten der Liebe mit einer Person haben, bitte romantisch wie im Film. Damit setzt man sich selbst unter Druck und glaubt, das alles, was diesem Ideal nicht gerecht wird, als Beziehung auch nicht gut genug ist. Dazu kommt dann noch, dass ein Fokus auf die Selbstverwirklichung weniger Zeit für die Arbeit an einer Beziehung lässt.

Alles in der Beziehung zum Vorzeigen?

In der heutigen Gesellschaft lassen sich Liebe, Trieb und Familiengründung auch getrennt oder eben nacheinander verwirklichen. Das eröffnet auch neue Optionen und macht es schwieriger, die eine Idealbeziehung zu leben, die alle drei Aspekte vereint. Dass das aber klappen muss und alle Aspekte auch als Optimum laufen, steckt noch immer als gelebter Traum in den Köpfen fest.

Es darf aber ruhig mal etwas nicht ideal laufen. Eure Beziehung ist deshalb nicht zum Scheitern verurteilt. Das Ende von Verliebtheit ist nicht das gleiche wie das Ende von Liebe, im Gegenteil. Nach der super verliebten Phase kommt nämlich erst der wirklich tolle Teil, die tatsächliche große Liebe, die alle haben wollen.

Auch wenn das Buch von Michael Nast Generation Beziehungsunfähig heißt, vielleicht ist es eher die Generation idealistische Selbstoptimierung. Also schaltet den permanenten Suchmodus aus!

Bildnachweis:
72545358 © EmirMemedovski/istock
849311684 © LittleBee80/istock

Selbstgefällige, egoistische Generation Y - stimmt das?

Jacqueline Wilzopolski
Autorin
Jacqueline
Kondome & Gleitgele im Shop