Partnerschaft

Keine Lust auf Sex

Wir alle kennen es doch irgendwie. Seine oder ihre Hand wandert verspielt über den Hals, streichelt ein wenig den Oberarm, arbeitet sich über den Oberkörper weiter nach unten… es ist klar, worauf das hinauslaufen soll! Und eigentlich ist das ja sehr angenehm und gefällt uns. Eigentlich. Denn auf dem Sofa die Serie weiter gucken ist uns gerade irgendwie lieber. Die Lust auf Sexualität ist in dem Moment nicht da und die Chipstüte verlockender.

Klingt nach Liebesaus? Nicht wirklich, denn das Phänomen der sexuellen Unlust tritt häufiger auf, als viele denken.

Lange Beziehung - weniger Lust auf Sex

Je länger eine Beziehung dauert, desto mehr schwindet die Lust auf Sex. Das haben verschiedene Studien belegt, unter anderem die YouGov-Studie in Zusammenarbeit mit Ritex. Wenn die Anzahl der gemeinsam verbrachten Jahre steigt, sinkt die Lust. Die Prozentzahl derer, die ein Nachlassen der sexuellen Lust angeben, wird höher, je länger die Beziehung dauert. Ab 5 Jahren Partnerschaft geben schon 53% an, dass die Sexualität in der Beziehung nachgelassen habe – über die Hälfte der Befragten!

Ist das ein Problem? Nicht unbedingt. Denn ein Nachlassen der sexuellen Aktivität in einer langen Partnerschaft ist ganz normal. Die häufige und spontane Lust von Frischverliebten lässt sich kaum über Jahre aufrechterhalten – deshalb ist aber nicht notwendigerweise etwas an der Partnerschaft falsch oder problematisch. Aus Sicht einiger Sexualwissenschaftler ist wenig Sex sogar ein Anzeichen für eine stabile Beziehung.

Warum verfallen trotzdem viele in eine Beziehungspanik? Zum Beispiel auch, weil uns in den Medien ein Bild von Sexualität vorgegaukelt wird, das mit der Realität mal so gar nichts zu tun hat. Oder verstreut Ihr nach einem 10-Stunden-Tag bei der Arbeit, Einkaufen und Haushalt noch Rosenblätter in der Wohnung und räkelt Euch in einem schicken Negligé im Bett mit Seidenbezügen, während ca. 134 Kerzen das Schlafzimmer hübsch beleuchten? Genau, ich auch nicht.

Ursachen für die sexuelle Flaute

Also soweit, so normal. Schwierig wird es erst, wenn die Lustlosigkeit nicht nur nach einem langen Tag auftritt, sondern über Monate und Jahre ein Dauerzustand ist, man also gar nicht mehr miteinander schläft. Oder eben, wenn die Lustlosigkeit nur einen der beiden Partner betrifft und es so häufig vorkommt, dass es den anderen stört. In diesen Fällen lohnt sich ein Blick auf die Ursachen.

Ein riesiger Faktor für sexuelle Lustlosigkeit ist oft: Der berühmte Stress. Wie oben schon erwähnt, hat man nach einem langen Tag oft einfach keinen Sinn mehr für eine heiße Nummer. Wer ständig unter Strom steht, weil er Job, eventuell noch Kinder und ein Privatleben mit Freunden usw. unter einen Hut bringen muss, bei dem bleibt zwangsläufig etwas anderes auf der Strecke. Zum Beispiel eben Sex.

Manchmal sind es auch einfach körperliche Gründe, die zur Unlust führen. Einige Erkrankungen können für ein Nachlassen der Libido sorgen, zum Beispiel Depressionen oder neurologische Störungen. Auch eine hormonelle Schwankung kann dazu führen, dass wenig Lust auf Sex besteht. Das betrifft vor allem Frauen. Auch Medikamente können die Libido negativ beeinflussen, dazu gehören etwa die Pille, Beruhigungsmittel oder Antidepressiva.

Ein Grund für die eingeschlafene Sexualität mit dem Partner kann allerdings auch wirklich ein Problem in der Beziehung sein. Gibt es Streitigkeiten, besonders häufig auftretende Gründe für Konflikte? Erwartet einer der beiden Partner vom Sex etwas völlig anderes als der andere?

Zu guter Letzt kann es auch einfach Routine beim Sex sein. Hat man schon viel Zeit miteinander im Bett verbracht, weiß man, was funktioniert. Und probiert dementsprechend auch weniger oder nichts Neues mehr aus. Wenn dann auch noch feste Termine für den Sex dazukommen, ist die „Liebe wie immer“ vorprogrammiert.

Tipps für mehr Lust

Ganz klar sollte zuerst herausgefunden werden, was die Ursache für die Lustlosigkeit in der Liebe sein kann. Das betrifft übrigens, wie oft einfach angenommen, nicht nur Frauen. Auch Männer leiden an sexueller Unlust.

Auch wenn fehlende Lust auf Sex mit dem Partner ein Thema ist, über das nicht gern geredet wird, kann ein Besuch beim Arzt sinnvoll sein. Dieser kann durch gezielte Fragen herausfinden, ob zum Beispiel eine organische Ursache der Grund sein könnte oder andere Medikamente verschreiben, falls diese im Verdacht stehen.

Liegt das Problem eher auf der emotionalen Ebene, ist vielleicht ein/e Sexualtherapeut/in eine gute Idee. Zusammen kann dann an einer Lösung gearbeitet werden.

Wenn Euch klar ist, dass Stress der Lustkiller bei Euch ist, dann ist Euch vermutlich genauso klar, dass der Stress über kurz oder lang abgestellt werden muss. Und das nicht nur, damit Eure sexuelle Spielwiese wieder in voller Blüte steht, sondern auch, weil Stress Eurer Gesundheit schadet.

Und falls Ihr Tipps benötigt, um Routinen beim Sex aufzubrechen – dann schaut Euch doch mal im Magazin um und lest zum Beispiel mehr zum Vorspiel, über anregende Lebensmittel oder zu sexy Musik im Schlafzimmer! In unserer Kategorie Sexipedia findet Ihr jede Menge Anregungen rund ums Thema Liebe.

Bildnachweis:
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Sex? Manchmal ist die Chipstüte verlockender

Jacqueline Wilzopolski
Autorin
Jacqueline
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