Kondome

Kondom gerissen: Warum passiert das und was nun?

Kondome sind sichere Verhütungsmittel. Aber manchmal passiert es doch und es heißt: Mist, das Kondom ist gerissen! Ein unschöner Moment, jedem, dem es schon mal passiert ist, weiß, wovon die Rede ist. Aber es ist wahr, Kondom können wirklich reißen. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist zwar ziemlich gering, aber möglich ist es. Die häufigste Ursache für das Versagen des Verhütungsmittels (Kondom gerissen, Kondom geplatzt oder Loch im Kondom) sind Anwendungsfehler, seltener Lagerungs- oder Produktfehler. Doch manchmal scheint es so, als wenn man alles richtig gemacht hat: das Kondom war in Ordnung, bei der Anwendung wurde alles richtig gemacht und trotzdem ist das Kondom beim Sex gerissen. Schauen wir uns an, woran das liegt.

Reißfestigkeit und Druckverhältnisse

Zunächst einmal haben Kondome, unter Berücksichtigung des dünnen Latexfilms, eine recht bemerkenswerte Reißfestigkeit. Auf der anderen Seite kann der menschliche Penis allerdings auch eine beachtliche Kraft aufbauen, die ausreicht, um z.B. ein typisches, rundes Loch in ein Kondom zu reißen (ca. 5 mm im Durchmesser an der Spitze des Kondoms).

Aber warum reißen Kondome dann nicht ständig? Aus demselben Grund, warum die Damenwelt beim vaginalen Geschlechtsverkehr durch den Penis normalerweise nicht verletzt wird, denn die vaginale Feuchtigkeit, dient als natürliches Gleitmittel. Die Kraft des Penis wirkt sich also nicht aus, weil er über die Haut der Vagina gleitet.

Kondom zu groß oder zu klein?

Und wieso kommt das Problem „Kondom gerissen“ dann doch vor? Jetzt kommen wir zu dem interessanten Phänomen, dass es eher die zu großen Kondome sind, die ggf. reißen und nicht etwa die „die kleinen“ Die Lösung liegt in den Reibungsverhältnissen, also darin, ob es auf der Außenseite des Kondoms weniger gleitet als auf der Innenseite.

Das Kondom muss also auf der Außenseite quasi festgehalten werden und der Penis muss auf der Innenseite rutschen. Das passiert insbesondere dann, wenn der Umfang des Kondoms größer als der des Penis ist, sprich wenn Mann oder auch Frau der Meinung war, dass nur ein XXL Kondom seinem besten Stück genügen würde. Es kommt auch mal vor, dass die Erektion beim Sex nachlässt, ohne gleich ganz zu verschwinden bzw. sie nimmt dann wieder zu. Der Penis kann also vorübergehend kleiner werden und eventuell im Kondom zu rutschen beginnen. Manchmal kursiert auch noch der völlig falsche Ratschlag, erst einmal Gleitmittel auf den Penis zu geben, um dann das Kondom leichter anlegen zu können – bloß nicht machen!

Wenn der Penis also im Kondom rutscht, schiebt und schiebt er sich immer weiter nach vorne (dehnt das Kondom also immer weiter), bis er das Kondom durchstößt und ein kreisrundes Loch in der Spitze hinterlässt. Dann ist quasi das Kondom geplatzt. An der Winzigkeit des Lochs an der Spitze kann man schön sehen, wie stark das Kondom gedehnt worden ist – durch dieses Loch passte einmal ein Penis. Manchmal reißt das Kondom dabei auch weiter ein oder die Spitze des Kondoms reißt völlig ab.

Warum ist das Kondom gerissen?

Das waren also ein paar nicht so offensichtliche Anwendungsfehler, die zu einem Kondomversagen führen können. Aber es gibt natürlich noch die "klassischen Anwendungsfehler" und Gründe, warum das Kondom gerissen ist:

  • Beim Öffnen des Siegelbriefchens wurde das Kondom beschädigt, z. B. durch lange Fingernägel oder Schmuck.
  • Das Kondom wurde falsch herum aufgesetzt (nämlich mit dem Abrollrand nach innen), wodurch es sich nur schlecht und eventuell nicht vollständig abrollen lässt. ACHTUNG: Wenn Du bemerkst, dass Du das Kondom falsch herum aufgesetzt hast, nicht einfach umdrehen, da das Kondom bereits mit Samen oder Krankheitserregern kontaminiert sein kann. Du musst in solchen Fällen ein neues Kondom benutzen.
  • Wenn das Verfalldatum abgelaufen ist, kann es sein, dass das Kondom nicht mehr einwandfrei war.
  • Mangelnde Feuchtigkeit im Vaginalbereich oder die anale Anwendung ohne zusätzliches Gleitmittel können ebenfalls ein Grund sein. In beiden Fällen empfiehlt sich die Verwendung eines Gleitmittels. Aber aufgepasst: niemals auf der Kondom-Innenseite (zwischen Penis und Kondom) verwenden.
  • Das Kondom wurde falsch gelagert und z. B. längere Zeit zu großer Hitze ausgesetzt und das Material hat darunter gelitten; auch eine dauerhafte Aufbewahrung in der Hosentasche oder im Geldbeutel kann schädlich für das Material sein.

Schützt Euch durch Kondome!

Trotzdem: Die Versagerquote von Kondomen ist sehr gering. Also macht Euch nicht zu viele Sorgen: Im Zweifelsfall einfach ein Kondom kaufen, das Standardgröße hat und etwas Gleitmittel verwenden – damit machst Du eigentlich nichts falsch und Ihr schützt Euch vor Schwangerschaft und sexuell übertragbaren Krankheiten.

Kondom gerissen? So kannst Du es künftig verhindern

Das Kondom ist gerissen, aber was lernen wir daraus? Unsere Tipps für Dich:

1. Die passende Kondomgröße ist wichtig. Verwende keine Kondome, die zu groß sind – optimalerweise sollte der Umfang des Kondoms (= 2x die auf der Kondompackung angegebene nominelle Breite) mindestens 10 % kleiner sein als der Umfang des Penis. Damit hältst Du das Risiko minimal.

2. Sorge für ausreichende Gleitwirkung auf der Außenseite des Kondoms. Ganz besonders dann, wenn das Kondom nicht vaginal zur Anwendung kommt. Zusätzliche Gleitmittel müssen natürlich kondomverträglich sein, damit es nicht zu Problemen kommt.

3. Lagere die Kondome kühl, trocken und lichtgeschützt.

4. Prüfe vor jeder Verwendung das Verfalldatum und entsorge die Verhütungsmittel, wenn sie abgelaufen sind.

5. Öffne das Siegelbriefchen vorsichtig und achte darauf, dass Du das Kondom weder beim Auspacken noch beim Überziehen beschädigst.

6. Achte auf die richtige Anwendung des Kondoms. Hier findest du eine Schritt-für-Schritt-Anleitung.

Wenn Du diese Tipps beherzigst, musst Du wahrscheinlich niemals mehr sagen: „Ups, das Kondom ist geplatzt!“

Kondom gerissen – was tun?

Tritt bei Dir trotz aller Vorsicht der Fall ein, dass das Kondom gerissen ist oder Dir fällt im Nachhinein eine Beschädigung am Verhütungsmittel auf, solltest Du schnell handeln. Suche nach Möglichkeit innerhalb von 72 Stunden einen Arzt auf. Je früher, desto besser, vor allem, falls Du eine Ansteckung mit HIV oder anderen Geschlechtskrankheiten befürchtest.

Besteht die Gefahr einer ungewollten Schwangerschaft, kannst Du Dir innerhalb von 72 Stunden die Pille danach besorgen. Je eher du sie einnimmst, desto sicherer wirkt sie. Diese verschiebt den Eisprung und verhindert so im Optimalfall die Befruchtung der Eizelle – es handelt sich daher NICHT um eine Abtreibung. Ebenfalls verhindert die Pille danach nicht die Ansteckung mit Geschlechtskrankheiten.

Wenn Du Dir unsicher bist, ob Du Dich vielleicht mit HIV oder einer anderen STI angesteckt haben könntest oder eine ungewollte Schwangerschaft möglich ist, suche Rat bei einem Arzt, einer Ärztin oder einer Beratungsstelle. Insbesondere die Beratungsstellen sind für derartige Themen und Anliegen geschult und stehen Dir beiseite, auch bei (für Dich) unangenehmen Fragen.

Kondome sind sichere verhütungsmittel, dennoch können sie manchmal trotzdem reissen.

Robert Richter
Autor
Robert Richter
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