Partnerschaft

Besserer Sex durch Selbstbefriedigung

Warum Du es auch in einer Beziehung tun solltest

Selbstbefriedigung sollte auch in einer festen Beziehung nicht aufhören und kann sogar für besseren Sex mit dem oder der Liebsten sorgen. 

Dabei hält sich folgendes Gerücht hartnäckig unter Vergebenen: Solo-Sex sei die lahme Variante des partnerschaftlichen Beischlafs und nicht mehr nötig, sobald Du mit jemandem zusammen bist. Doch Selflove kann sogar zu besserem Paar-Sex führen.

Selflove stärkt das Selbstwertgefühl

Warum Selbstbefriedigung auch in einer Partnerschaft wichtig ist, scheint nicht jedem schlüssig zu sein. Schließlich gibt es einen Zweiten, der das Allein-Spaß-Haben hinfällig macht. Gepaart mit dem Vorurteil, Selbstbefriedigung sei etwas Unanständiges, führt dies oft zum Einschlafen des Solo-Sexlebens. Davon sind hauptsächlich Frauen betroffen – die das Gleiche dann auch von ihrem Partner erwarten.

Dabei kannst Du von Deinem Liebsten einiges lernen, wenn es um Selbstliebe geht. Diese ist keinesfalls verboten oder schmutzig, sondern wichtig für ein gesundes Selbstwertgefühl. Hast Du Sex mit Dir selbst, signalisiert Du Dir, dass Du wertvoll bist. Die Glückshormone, die beim Orgasmus ausgeschüttet werden, tragen zum Wohlgefühl bei.

Zum Sich-selbst-Erkunden gehört auch das bewusste Wahrnehmen des eigenen Körpers. Beschäftigst Du Dich mit Deinen Lustpunkten und Fantasien, nimmst Du Dich an, wie Du bist. Das stärkt das Selbstvertrauen.

Selbstbefriedigung ist wichtig für eine erfüllte Sexualität

Männer in Beziehungen scheinen weniger Probleme mit einem einschlafenden Solo-Sexleben zu haben. Vielleicht ist das auf die Tatsache zurückzuführen, dass sie schon früh mit Selbstbefriedigung beginnen. Es ist Teil ihres Selbstverständnisses. Jungen Frauen fehlt oft dieser selbstbewusste Umgang mit der eigenen Sexualität. Das hat vermutlich gesellschaftliche Ursachen.

Ein Grund, warum sich Frauen in Partnerschaften seltener selbst befriedigen als Männer, ist schlicht, dass sie es auch vorher nicht getan haben. Dabei ist Selbstbefriedigung ein wichtiger Baustein einer erfüllten Sexualität. Du kannst Dich selbst erkunden – und Dich fallenlassen. Da ist niemand, dem Du gefallen willst. Keiner, dessen Wünsche Du zu berücksichtigen brauchst. Außerdem wichtig: Du kannst Dich Deinen Fantasien hingeben. Und seien diese noch so wild, es bleibt Dein Geheimnis. Es gibt nichts, wofür Du Dich schämen müsstest.

Denn oft sind die Dinge, die wir uns beim Solo-Sex vorstellen, nicht das, was wir in der Realität ausleben. Es sind anheizende Traumbilder, die Deine Lust ankurbeln. Durch regelmäßige Selbstbefriedigung erlebst Du bessere Orgasmen. Deine Gebärmutter wird gut durchblutet und der Beckenboden trainiert. Beste Voraussetzungen, um auch in Zukunft Spaß zu haben und intensive Gefühle zu erleben – ob allein oder zu zweit. 

Solo-Sex hält die unterschiedliche Lust in Balance

Eine Solo-Session kann zu Deiner Entspannung beitragen, wenn Paar-Sex undenkbar scheint, beispielsweise nach einem anstrengenden Tag. Dann bist Du zu müde für Zweier-Sex, doch eine kleine, unaufgeregte Solonummer bringt Dich wieder in Balance. Das erfordert wenig Aufwand, hat mitunter aber eine große Wirkung. 

Wie sagt man so schön: Die Herzen zweier Menschen, die sich lieben, schlagen synchron. Doch es ist auch klar: Die Lust zweier sich Liebenden schlägt nicht immer im Gleichklang. Dann macht Solo-Sex ebenfalls Sinn, statt den anderen zu Pflichtsex zu überreden. Denn der partnerschaftliche Sex sollte eines auf jeden Fall nicht sein: eine einseitige Angelegenheit.

Doch was machen, wenn einer von beiden gern möchte, der andere sich aber nach einem Netflix-Abend ohne Chill sehnt? Dann kuschelt miteinander. Und nachts kann Deine Hand ganz unbesorgt auf Wanderschaft gehen. Im besten Fall mit dem Wissen und Einverständnis Deines Partners. Über die eigene Selbstbefriedigung zu reden, kann erleichtern – und den anderen vielleicht sogar anheizen. Dann wird aus dem nächsten Kuschelabend eventuell doch einer mit anschließendem Sex.

Solo-Nummern sind keine Gefahr für die Beziehung

Solo-Sex ist etwas ganz anderes, als mit dem Partner zu schlafen. Er ist ein Akt der Selbstvergewisserung. Dass partnerschaftliche Liebe die Selbstliebe ersetzen kann oder soll, macht wenig Sinn. Schließlich hören die eigenen Sexfantasien nicht einfach auf, nur weil da eine Person ist, mit der man sein Leben verbringen will. Und häufig sind diese Fantasien nichts weiter als das: Dinge, die man sich nur vorstellen, keinesfalls aber ausprobieren oder umsetzen mag.

Deshalb ist Selbstbefriedigung auch nichts Bedrohliches, das es wegzurationalisieren gilt. Auch wer dabei nicht an seinen Partner denkt, erotische Filme, Bücher oder Sextoys benutzt, begeht – außer es handelt sich um suchtähnlichen Konsum – keinen Betrug.

Deshalb sollte, wer schon nichts darüber wissen will, die intimen Solo-Momente seines oder seiner Liebsten wenigstens im Stillen absegnen. Und sich selbst auch die Freiheit nehmen, ein ganz persönliches Sexleben zu pflegen.

Erst wenn die partnerschaftliche Sexualität durch den Solo-Sex gefährdet ist, weil einer beispielsweise durch Pornokonsum keine Lust mehr auf echten Sex hat, wird die One-Man-Show zum Beziehungsproblem.

Befriedigung in eigener Sache ist gut für Paar-Sex

Legst Du Hand an Dir an, tust Du nicht nur Dir selbst etwas Gutes. Auch Dein Partner profitiert sexuell davon, wenn Du weißt, was Du brauchst, um zum Höhepunkt zu kommen; wenn Du Dir selbstbestimmt nimmst, was Dich in orgastische Höhen treibt. 

Dann genießt Ihr gemeinsam Deine Lust, wenn Du zeigst, was Dich anmacht. Wer nicht darüber sprechen will, weist die Hand des oder der Liebsten in intimen Momenten einfach an, was zu tun ist. Kennst Du die Lustpunkte, die Dich erregen, kannst Du mit mehr Orgasmen rechnen. Oder jene, die sich mit dem Kommen schwertun, finden wieder zurück zu ihrer Lust.

Solo-Sex verhilft also nicht nur Dir zu Hochgefühlen. Auch Deine Beziehung kann davon profitieren. Wenn Du mit Dir im Reinen bist, kannst Du Dich auf Deinen Partner einlassen. Die Selbstliebe sorgt dafür, dass Du liebevoller mit Deinem oder Deiner Liebsten umgehen kannst.

Du siehst also: Solo- und Paar-Sex stehen sich gegenseitig nicht im Weg, sondern können ganz ungeniert koexistieren.


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Text: Carina Starklauf

Die Lust zweier sich Liebenden schlägt nicht immer im Gleichklang.

Jacqueline Wilzopolski
Autorin
Jacqueline
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