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G-Punkt für besseren Sex?

Der G-Punkt ist ein Mysterium. Alle kennen ihn. Gefunden haben ihn viele. Gewirkt hat er bei wenigen. Was dann bleibt, ist die Frage: Was soll der ganze Hype um den G-Punkt eigentlich? 

Was ist der G-Punkt?

Zuerst fangen wir ganz von vorne an. Das Areal, das wir G-Punkt nennen, geht auf den Gynäkologen Ernst Gräfenberg zurück. Als Lust-Booster soll er den weiblichen Orgasmus ermöglichen oder beschleunigen. Das Areal, das als Gräfenberg-Punkt identifiziert wurde, befindet sich etwa fünf Zentimeter oberhalb des Vaginaleingangs, und zwar vorne zur Bauchdecke hin. Es handelt sich dabei um einen Bereich, der eine rauere Oberfläche besitzt als der Rest der Vaginalwände. 

Hat jede Frau einen G-Punkt?

Vermutlich ja. Es handelt sich um eine anatomische Besonderheit im Inneren der Vagina, die bei vielen Frauen auftritt. Ob jede diesen Spot besitzt, kann man trotzdem nicht mit Sicherheit sagen. Was aber feststeht: Bei weitem nicht jede empfindet besondere Lust oder Erregung, wenn die G-Zone berührt wird. Denn nur weil anatomisch gesehen der G-Punkt im weiblichen Intimbereich vorhanden ist, heißt nicht, dass jede von der G-Punkt-Stimulation profitiert. 

Verpasse ich etwas ohne G-Punkt-Orgasmus?

Definitiv nein. Die G-Punkt-Massage soll zwar orgastische Höhenflüge und intensive Lustmomente bereiten. Doch gehalten wird dieses Versprechen bei den wenigsten. Es handelt sich eher um einen Irrglauben, dass genau diese Stelle der Vagina uns besonders heiße Momente beschert. Denn etwas, das bei so vielen wirkungslos zu sein scheint, wird nicht der Heilige Gral der weiblichen Sexualität sein. Jeder andere Spot am weiblichen Körper kann genauso intensive Gefühle bei ihr auslösen, wenn nicht sogar noch stärkere. Sexuelle Erregung ist etwas ganz Individuelles. Und so sind auch die erogenen Zonen bei jeder Frau ganz andere.

 

Kann man den G-Punkt-Orgasmus lernen?

Eher nicht. Ob die Berührung eines Parts unseres Körpers bei uns Lustgefühle auslöst, ist höchst individuell. Was bei der einen Schweißperlen auf der Stirn und lautstarkes Stöhnen verursacht, lässt die andere nur müde lächeln, gähnen oder im schlimmsten Fall sogar abkühlen bis zur Lustlosigkeit. Es gibt kein Patentrezept für weibliche Lust oder intensive Orgasmen, wie uns die G-Punkt-Legende zu glauben verleitet. Die Frage, warum genau dieser Spot so viel mediale Aufmerksamkeit erlangt hat, ist simpel. Die Behauptung, etwas noch nie Dagewesenes entdeckt zu haben, das außergewöhnliche und vor allem einfach zu erreichende Lust freisetzt, klingt mehr als verlockend. Und weil bereits so viel über den G-Punkt geschrieben und gesagt wurde, gibt es weitere Artikel, die wieder darüber berichten; sei es, wie dieser hier, um aufzuklären, oder aber, um am Hype teilzuhaben.

Was ist eine G-Punkt-Massage und sollte ich sie ausprobieren?

Die Stimulation der G-Punkt-Zone, die sexuelle Erregung auslösen soll, wird G-Punkt-Massage genannt. Der Spot wird mit unseren Fingern oder denen unseres Sexpartners, einem Sextoy oder einem Penis stimuliert und soll so zur Luststeigerung bis hin zum Orgasmus führen. Auch wenn eine übertriebene Fokussierung auf den G-Punkt eher zu Frust denn zu Lust führt und von dieser angeblich erogenen Zone eher weniger zu erwarten ist, als es ihr Ruf vermuten lässt, schadet ausprobieren nicht. Aber nur, wenn die Erkundung dieses Bereichs der Vaginalwand ohne Druck oder Erwartungen vonstattengeht. Sonst wird die G-Punkt-Massage schnell zum Lustkiller und Du hast das Gegenteil erreicht von dem, was Du eigentlich wolltest.    

Wie stimuliere ich den G-Punkt?

Wenn Du den G-Spot manuell bedienen willst, führst Du Deine Finger so weit ein, bis die Fingerspitzen etwa fünf Zentimeter in der Vagina sind. Krümme sie leicht nach vorne und schau, ob du an der vorderen Vaginalwand eine leicht rauere Stelle ertasten kannst. Diese sogenannte G-Zone kannst Du nun mit zarten Kraul-Bewegungen streicheln und so erfühlen, ob Du das als erregend empfindest oder nicht. Nicht mehr und nicht weniger ist die G-Punkt-Massage. Der Sexpartner kann das Gleiche tun, wenn Du das möchtest und Lust dabei empfindest. Es ist allerdings ratsamer, erst einmal selbst Hand anzulegen, um sich über das eigene Lustempfinden bewusst zu werden. Das nimmt den Druck aus dem gemeinschaftlichen Sex, und trotzdem könnt Ihr im Anschluss zu zweit den G-Spot erkunden. Oder eben nicht, ganz, wie Du willst.

Welche Sexstellungen stimulieren den G-Punkt?

Falls der G-Punkt als erogene Zone für Dich funktioniert, gibt es Sexstellungen, die eine G-Punkt-Stimulation unterstützen. Eine davon ist die Reiterstellung. Du kannst, wenn du obenauf sitzt, den Winkel perfekt selbst bestimmen, und so auch die G-Punkt-Massage vorantreiben. Lehn Dich einfach etwas zurück und sorg dafür, dass der Penis Deines Sexpartners an der vorderen Vaginalwand etwas mehr Druck und Reibung ausübt, als wenn du gerade sitzen würdest. Dann wird die Gräfenberg-Zone stimuliert und Du kannst sehen und fühlen, ob das für Dich einen Unterschied macht oder nicht. Seid Ihr im Löffelchen eng aneinander geschmiegt, kann der G-Punkt, falls er Dir Lust bereitet, ebenfalls gut stimuliert werden. Und seid Ihr doggy miteinander, mach einfach ein Hohlkreuz und versucht auch hier, die vordere Vaginalwand etwas intensiver zu penetrieren. Die Penisspitze kann den Spot gut treffen, wenn er immer wieder ein Stück unterhalb der fünf Zentimeter hinuntergleitet und danach wieder an den G-Spot stupst. Zahlreiche andere Sexstellungen können ebenso gut geeignet sein, um den G-Punkt zu stimulieren. Ausprobieren heißt die Devise. Aber immer nur das, was Du auch willst. Man muss nicht alles probieren, um guten Sex zu haben. Egal mit wem du dich auf die Suche nach dem G-Punkt begibt, lasse dabei nicht die Verhütung außer Acht – Ritex bietet eine Vielzahl an Kondomen und auch Gleitmitteln für Euer gemeinsames Abenteuer. 

Wie verhalte ich mich, wenn die G-Punkt-Massage nicht klappt?

Du machst das, was Du beim Sex immer tun solltest: Es mit Humor nehmen. Und weitermachen. Aber nicht, weil Du musst, sondern weil Du Lust dazu hast. Dass Sex nicht immer rund läuft, ist etwas völlig Normales. Gerade wer ab und zu etwas Neues ausprobiert und experimentierfreudig ist, wird des Öfteren auch kleine Enttäuschungen einstecken müssen, nämlich immer dann, wenn Neues nicht funktioniert wie gedacht. Wer sich dann denkt „Schwamm drüber“ und im Anschluss altbewährte Lustgaranten auffährt, verbindet mit der neuen Erfahrung letztlich trotzdem etwas Positives. Denn Du hast etwas gewagt, hast Spaß am Sex, bist neugierig und weißt trotzdem Deine altbekannten Hot Spots zu schätzen. Sexualität ist jedes Mal aufs Neue ein kleines Abenteuer, wenn Du Vertrautes ausspielst und trotzdem hin und wieder kleine Veränderungen wagst. Auf diese Art Sex zu betrachten, kann sehr erfüllend und entspannend sein. Dann macht Dir auch ein möglicher G-Punkt-Fail nichts aus. Du bist einfach um eine Erfahrung reicher und weißt, was Du nicht verpasst hast. 

Bin ich falsch, wenn der G-Punkt bei mir nicht „funktioniert“?

Nein. Nein. Und nochmals nein. Sex und Lustempfinden sind nicht eins zu eins auf jede Frau (und natürlich nicht jeden Mann) übertragbar. Auch wenn uns die Anatomie des menschlichen Körpers das Gefühl vermittelt, es gebe allgemeingültige Lustknöpfe, die man nur betätigen braucht, und schon kommt die Erregung: Dem ist nicht so. Das wissen wir alle eigentlich auch. Und dennoch tappen wir manchmal in die Falle, genau das von uns und unseren Körpern zu erwarten. Wenn etwas falsch ist, dann sich unter Druck zu setzen, bei irgendeinem Punkt, den – man bedenke – ein Mann als Lustpunkt auserkoren hat, unbedingt und auf Knopfdruck Lust empfinden zu müssen. Wir müssen gar nichts. Außer Spaß bei der Sache haben natürlich. 

Welche Alternativen zum G-Punkt gibt es?

So viele, wie es Menschen auf der Erde gibt. Jede empfindet andere Berührungen und Abläufe als besonders erregend. Dennoch ist es spannend und hilfreich zu wissen, was beim weiblichen Orgasmus im Körper passiert. Durch das Kennenlernen des eigenen Körpers kannst Du selbstbestimmt und lusterfüllt Sex haben. Probiere Dich aus, allein oder mit Deinem Sexpartner zusammen. Dann findest Du den richtigen und erfüllenden Sex für Dich. Ganz bestimmt.

 

Bildnachweise:

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Text: Carina Starklauf

Der G-Punkt muss nicht zum Orgasmus führen. Sexuelle Erregung ist etwas Individuelles.

Natalie Fiedel
Autorin
Natalie
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