Kondome

Kondome - groß, klein oder doch individuell?

Man ist es heutzutage als Endverbraucher gewohnt, alles "customized" zu erhalten: Die Schuhe mit dieser Farbe und in jener Halbgröße, die Anzughose in x, das Sakko dafür in y oder was einen als Käufer sonst noch so bewegt. Bleiben wir einfach einmal beim Beispiel Schuhe: Wenn man schon für die fernsten Extremitäten, die täglich auch noch im Dreck schlurren, eine "maßgeschneiderte" Produktlösung erhalte, so benötige ich doch für mein mir ungleich näherliegendes bestes Stück eine umso individuellere Lösung. Ist das so? Schauen wir einmal:

Es gibt diverse Penisgrößen und -formen, so dass man davon ausgehen kann, dass es tatsächlich eine große Bandbreite an individuell geformten Penissen gibt. Aber braucht die Welt individuell geformte Kondome für die individuell geformten Penisse? Ein ganz klares Nein!

individuelle Kondome sind überflüssig

Warum braucht Mann keine individuellen Kondome? Kondome sind extrem elastisch und "weich". Man kann sie mit kleinstem Kraftaufwand problemlos auf die 5- bis 6-fache Weite dehnen; reißen tun Kondome eher bei einer Dehnung des 7- bis 8-fachen. Nehmen wir also ein Basiskondom wie die RR.1 mit einer nominellen Breite von 53 mm. Im ungedehnten Zustand hat das Kondom damit einen Umfang von 106 mm, bei "kraftloser" Dehnung liegt der Umfang bei bis zu 636 mm und reißen würde das Kondom spätestens mit einem Umfang von 848 mm. Zum Vergleich: Ein Basketball hat in etwa einen Umfang von 780 mm. Man kann also relativ gut daran erkennen, dass ein menschlicher Penis, der zu groß für ein Kondom wäre, eine anatomische Kuriosität darstellte.

Das sind nicht 20 cm...

Bei der Länge verhält es sich ähnlich: Kondome sind meistens um die 180mm lang und liegen damit ca. 20% oberhalb der durchschnittlichen Penislänge. Ich will ja gar nicht final ausschließen, dass manche Herren der Schöpfung über noch längere Fortpflanzungswerkzeuge verfügen – hier aber meine ernstgemeinte Bitte: Liebe Herren, bitte passt gut auf, wohin ihr damit stecht; der weibliche Genitaltrakt bietet zumindest in der Tiefe nur einen begrenzten Platz! (Oral- und Analverkehr lassen wir hier einmal außer Acht). Aber Spaß beiseite: Letztendlich kommt es vor allem darauf an, dass der vordere Teil des Penis sicher vom Kondom bedeckt wird, um die Übertragung von Spermien bzw. von Krankheitserregern zu unterbinden. Sicherheitshalber sollte natürlich auch der Rest des Penisschaftes beim Eindringen in den Partner vom Kondom bedeckt sein. Aber Hand aufs Herz: Spätestens ab einer Penetrationstiefe von 20 cm sollte beim passiven Partner wohl die Grenze des Lustvollen erreicht sein.

Spezielle Penisformen

Wenn man nun aber einen speziell geformten Penis hat, braucht man dann nicht speziell geformte Kondome? Nein, auch dann nicht. Wie dem aufmerksamen Leser bestimmt schon aufgefallen ist, sind Kondome deutlich kleiner als der durchschnittliche Penisumfang (nämlich ca. 106 mm zu 120 mm). Das Kondom muss vom Umfang her auch kleiner als der Penis sein – empfohlen sind hier mindestens 10% - damit es nicht anfängt, auf dem Penis zu rutschen (kurioserweise können Kondome während der Anwendung nicht reißen wenn sie zu klein sind, sondern wenn sie zu groß sind – das erklären wir aber ein anderes Mal). Soll heißen: Das Kondom passt sich durch seine Elastizität jeder Penisgröße und Penisform an, solange diese kleiner als ein Basketball ist. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob der Penis überall gleichmäßig groß oder sehr unterschiedlich geformt ist.

Die Ausnahmen der Regel

Warum gibt es dann überhaupt unterschiedliche Kondomformen? Ertappt! Kommen wir also zu den Ausnahmen der Regel:

1.    Es gibt Penisgrößen, deren Umfang größtenteils unterhalb von 110 mm liegen, wodurch Kondome mit dem Standardumfang um die 106 mm nicht mehr so sicher sitzen. In diesem Falle wäre es vernünftig, Kondome mit kleinerem Umfang zu benutzen. Bei Ritex haben wir z. B. das Produkt 47 im Angebot, welches einen Umfang von "nur" noch 94 mm besitzt.

2.    Warum haben manche Männer das ehrliche Gefühl, dass ihnen Kondome zu klein sind? Das liegt an der unglücklichen Verknüpfung zweier Faktoren: Wenn das Kondom aufgerollt ist, erzeugt es den maximalen Spannungsdruck. Die an sich hochelastischen Kondome bilden zu Beginn des Anlegens also einen recht stabilen Ring, der nur mit entsprechendem Krafteinsatz gedehnt werden kann. Und dann ist es noch so, dass an nur wenigen Stellen im männlichen Körper so viele Tast-Nerven sitzen, wie in der Penis-Eichel. Wenn Mann also eine besonders große Eichel besitzt, dann übt das Kondom kurzfristig leider an der Stelle den meisten Druck aus, wo es am meisten wehtut. Das "kurzfristig" habe ich deshalb unterstrichen, da dieser Druck wirklich nur im Augenblick des Abrollens auftritt – sobald das Kondom abgerollt ist, fällt dieser Druck unverzüglich wieder auf quasi Null ab.

Aus diesem Grunde sind neben kleineren also auch größere Kondome bzw. Kondome mit einer konischen (also im Prinzip trapezförmigen) Schaftform sinnvoll. Erstere, um auch kleinere Penisgrößen sicheren Sitz zu bieten und letztere, um den anfänglichen Abrolldruck zu minimieren, ohne dabei den sicheren Sitz zu gefährden. Eine noch weitergehende "Individualisierung" von Kondomen ist medizinisch-technisch jedoch weder notwendig noch sinnvoll. Vielmehr erhöht sich dadurch das Risiko hinsichtlich der Produktqualität – aber das wird ein späteres Thema für die Statistikbegeisterten unter unseren Lesern.

Bildnachweis:
675666380 © igor_kell/istock

Braucht die Welt individuell geformte Kondome für individuell geformte Penisse?

Robert Richter
Autor
Robert Richter
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