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Dirty Talk: So bereichert er Dein Sexleben

Dirty Talk ist uns allen ein Begriff. Früher noch als derb-alberne Schrei-Orgie à la „Mach’s mir, du Hengst“ in piepsig-schrillem Stöhn-Geschrei verlacht, wissen viele mittlerweile, dass der heiße Sextalk nicht nur mehr ist als das. Dirty Talk funktioniert sogar ganz anders und bringt Dich nicht peinlich berührt, sondern supererregt in Verlegenheit. Wie die Verbalerotik Dein Sexleben bereichert statt begräbt, erfährst Du hier.

Dirty Talk: Viel mehr als schmutzige Worte

Hengst, Luder, Stute, Tiger – all das kannst Du getrost vergessen, wenn Du an Dirty Talk denkst. Es geht nicht darum, einfach irgendwelche Worte für den anderen oder das anzügliche Miteinander zu finden. Nach dem Motto: Denk dir vermeintlich heiße Begriffe und Formulierungen aus und wende sie prompt an. Dann verfehlst Du die Wirkung, die Dirty Talk für Euch haben soll, nämlich Euch zusätzlich zur körperlichen Zweisamkeit anzuheizen.

Die richtige Atmosphäre für erotische Gedanken und Handlungen schaffen – das ist es, was Dirty Talk im besten Fall bewirkt. Und dafür muss mehr kommen als auswendig vorgetragene Obszönitäten oder Kosenamen, womöglich noch mit schlechtem Timing und völlig emotionslos vorgetragen.

Damit Euer Sexleben vom Dirty Talk profitiert, musst Du ein paar Dinge beachten. Zunächst einmal ist wichtig: Willst Du etwas Neues ausprobieren? Denn der Sextalk verändert die Art, wie Du Sex haben wirst. Miteinander im Bett zu sprechen, kostet manch einen Überwindung und vielleicht auch den ein oder anderen Versuch, bis es reibungslos funktioniert. Wenn Du aber den richtigen Ton triffst, kannst Du Eure Zweisamkeit ins nächste Lustlevel kicken. Doch zunächst einmal: Was ist Dirty Talk überhaupt?

Dirty Talk: Was ist das?

Dirty Talk kann in ganz unterschiedlichen Settings stattfinden: Beim direkten Sexkontakt, am Telefon, per Sprachnachricht, mittels Textnachricht, und all das vor, während oder nach der eigentlichen sexuellen Handlung, die entweder gemeinsam oder separat vollzogen wird. Für manche ist der Talk selbst wie Sex, für andere der Anheizer für mehr, und für wieder andere gehen Sex und Dirty Talk unmittelbar Hand in Hand.

Manche mögen es rau, schroff und derb, andere zart, schüchtern und blumig. Und natürlich gibt es unzählige Abstufungen dazwischen und Mischformen. Steht einer auf schüchtern geflüsterte Hardcore-Sprüche, mag der andere vielleicht hemmungslos gestöhnte Höflichkeiten.

Außerdem bedeutet Dirty Talk nicht nur, Unanständigkeiten raus zu posaunen. Vielleicht magst Du gerne Deine Handlungen kommentieren, sexuelle Komplimente verteilen oder erotische Anweisungen geben. Ein richtig platziertes und intoniertes „Baby, Du machst mich so an!“ kann geiler kommen als „Dein Schwanz ist so hart.“. Muss aber nicht. Es kommt immer auf den Kontext an.

Dirty Talk: Individualität und Exklusivität

Oft wird geraten, den Dirty Talk in einer bestimmten Tonlage oder Stimmfarbe vorzutragen, und das in einer bestimmten Geschwindigkeit oder Lautstärke. Hier ist Vorsicht geboten. Keinesfalls solltest Du den Fehler begehen, Deine Stimme bewusst auf sexy zu verstellen oder Dir vermeintlich heiße Sprüche vorher zurechtzulegen. Das fühlt sich am Ende immer unauthentisch und austauschbar an.

Und genau das soll Dirty Talk keinesfalls sein: Etwas, das wahllos über alle sexuellen Handlungen gestülpt werden kann und dadurch nichtssagend, belanglos wirkt. Durch austarierte Standardsprüche und eine einstudierte Umsetzung verkommt der sexy Talk zu einer blanken Inszenierung, die sich mechanisch und völlig unerotisch, wenn nicht sogar peinlich anfühlt.

Stattdessen muss sich Dirty Talk echt anfühlen und echt sein, um ganz tief reinzugehen und Euch heiß zu machen. Er muss ehrlich gemeint sein und individuell zur Situation und zu Euch als Individuen passen. Wenn Du Euer Sexleben durch heiße Gespräche oder Sprüche bereichern und nicht beschämen willst, dann muss das, was Du sagst, auch wirklich aus Dir heraus kommen und ausschließlich für diesen Moment, diesen einen Sexpartner bestimmt sein. Keine zurechtgemachten Schmeicheleien oder Schmutzigkeiten. Kein Fake-Gestöhne oder Pseudo-Geraune. Stattdessen persönliche und einmalige Gesprächssituationen, die jeden einzelnen Akt oder Dirty-Talk-Moment zu etwas Besonderem machen.

Dirty Talk, der zu Euch passt: Fang bei Dir selber an

Vielleicht willst Du unbedingt dirty talken, weißt aber nicht, wie Du am besten starten sollst oder hast auch schon einen Fail hinter dir und weißt nicht, was schiefgelaufen ist. Dann ist ein Neustart genau das Richtige. Und wie immer, wenn es um Sex geht, ist der beste Tipp, um das richtige Feeling zu kriegen: Bleib erst mal bei dir selbst. Stell Dir vor, wie Ihr miteinander zugange seid und was Dein Sexpartner sagen könnte, um Dich heiß zu machen. Oder von welchen Sätzen aus Deinem Mund Du selbst angeturnt wirst.

Stehst Du auf leise ins Ohr gehauchte Anheizer? Oder auf geraunte und gestöhnte Face-to-Face-Ansagen? Auf Wünsche, Bitten, Forderungen? Auf Andeutungen, Komplimente, Abfälligkeiten? Machen Dich harsche Bemerkungen, derbe Sprüche oder erotische Wortspiele heiß? Finde das heraus, indem Du Dich selbst befriedigst und dabei verschiedene Szenarien und Dialoge durchspielst. Dir fehlt die nötige Inspiration oder Du fühlst Dich gehemmt, eigenmächtig solche Gedanken zuzulassen?

Dann greif zu Hilfsmitteln, um Deinen persönlichen Dirty-Talk-Stil und -Geschmack zu entwickeln. Es kann helfen, erotische Filme oder Literatur zu konsumieren. Gerade geschriebener Sex in Form von Literatur bringt Dich weiter, wenn es darum geht, herauszufinden, was Dich anmacht und was nicht. Außerdem nehmen Dir die expliziten Formulierungen die Hemmung, die manche befällt, wenn sie „verbotene“ Dinge aussprechen sollen – egal ob obszön, erotisch oder blumig. So findest Du erst einmal heraus, was Dich ganz persönlich anspricht oder sogar anmacht.

Dirty Talk und Scham: Die eigenen Grenzen ausloten und verschieben

Probiere Dich in Deinen Gedanken aus, schreib Dir vielleicht sogar auf, was Dich anmacht. Auch wenn es Dir beim Gedanken daran gerade die Röte ins Gesicht treibt, oder gerade deswegen: Tu es! Genau das kickt Dich dann in andere Sphären, so, wie es auch beim heißen Talk mit Deinem Sexpartner sein soll. Denn egal ob hart oder zart, dirty talken bedeutet ein Stück weit auch immer, die eigene Hemmschwelle zu überwinden, und genau das macht seinen Reiz aus.

Es fühlt sich „verboten“ an, über Sex und Erotik zu sprechen oder zu schreiben. Und genau dieses Gefühl einer Normüberschreitung macht den Drive des Dirty Talk aus. Deshalb: Es ist gut, wenn Du Dich, wenn auch nur ein bisschen, für das schämst, was Du sagen willst. Und gerade dann solltest Du genau das auch aussprechen oder aufschreiben. Der schmale Grat zwischen Scham und Lust kann genau dann zugunsten der Lust begangen werden, wenn Du diese Hemmschwelle überwindest.

Dabei darf Dein Sexpartner ruhig spüren, dass Du aufgeregt oder leicht beschämt bist. Gefühle zu zeigen, ist immer sexy. Und wenn Du selbst von Deinen Äußerungen bewegt bist, dann tut sich auch mit größerer Wahrscheinlichkeit etwas bei Deinem oder Deiner Liebsten. Gerade dieses leichte Schamgefühl, das mitschwingt, bringt Lebendigkeit in Deine Aussagen. Und genau das ist es, was Dirty Talk braucht, was ihn ausmacht.

Dirty talken: Von der eigenen Lust zu der des anderen

Doch wie weißt Du nun, was der andere braucht, um den Dirty Talk richtig abzufeiern? Eine schlechte und eine gute Nachricht. Die schlechte: Du weißt es nicht, Du musst es herausfinden, wahrscheinlich durch die Trial-and-Error-Methode. Die gute: Du kannst den Error und Fails gut und oft vermeiden, wenn Du ein paar Dinge beachtest.

  • Mach Dir bewusst, was Dirty Talk für Dich ist. In welchem Setting soll Dirty Talk für Dich stattfinden? Wie soll er aussehen?
  • Fang bei Dir an. Finde heraus, was Dich anmacht. Probiere Dich in Gedanken aus.
  • Bleib bei Dir und in Eurem Moment. Sorg dafür, dass der Sextalk individuell und exklusiv bleibt.
  • Trau Dich, dirty zu talken, auch wenn Du Dich erst mal schämst.

Und dann heißt es: Langsam starten und schauen, wie der Sexpartner reagiert. Am besten, Du beginnst mit Kommentierungen zu Eurer Handlung. Sag, dass Du geil findest, was er oder sie gerade macht. Flüstere ihm oder ihr ins Ohr, wie heiß er oder sie aussieht, bevor Ihr loslegt. Oder kündige am Telefon oder per Textnachricht an, dass Du Dich auf den heutigen Abend freust. Je kleiner die ersten Steps hin zum Dirty Talk mit Deinem Partner sind, desto besser kannst Du austarieren, was Dir und auch ihm gefällt.

Bleib dabei aber immer bei Dir und im Moment. Denn nur dann fühlt es sich auch für den anderen richtig und echt an, selbst wenn er oder sie am Anfang vielleicht genauso beschämt ist wie Du, als Du das erste Mal über Dirty Talk nachgedacht hast. Denk dran: Du hattest den mentalen Vorlauf, Dein Sexpartner ist durch Deinen ersten Schritt direkt und ohne Vorwarnung mit dem Sextalk konfrontiert. Mach es ihm also so leicht wie möglich, sich darauf einzulassen, indem Du Dich langsam steigerst. Dann habt Ihr vielleicht bald heiße Dirty-Talk-Momente, die Euer Sexleben bereichern.  

 

Bildnachweise:

cottonbro studio @ pexels.com

Autor: Carina Starklauf

 

Je kleiner die ersten Steps hin zum Dirty Talk mit Deinem Partner sind, desto besser kannst Du austarieren, was Dir und auch ihm gefällt.“

Natalie Fiedel
Autorin
Natalie
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